
Acht Jahre nach dem 2017 Foresight Workshop von Aspen Deutschland
Berlin, 22. Oktober 2025 – Als sich 2017 Expert*innen im Aspen Institute Germany versammelten, um sich mögliche Zukunftsszenarien auszumalen, hätten nur wenige ahnen können, wie sehr die fiktiven Szenarien teilweise die heutige, geopolitische Landschaft widerspiegeln würden. Zu ihren Prognosen gehörten beispielsweise ein Rückzug der USA aus globalen Handelsstrukturen, die Entsendung eines Flugzeugträgers durch China ins Rote Meer und digitaler Terrorismus, der die Grundlagen der amerikanischen Demokratie erschüttert.
Konzipiert wurde das Projekt als akademisches Gedankenexperiment, das von Rüdiger Lentz, dem damaligen Geschäftsführer von Aspen Institute Germany, und Dr. Anna Kuchenbecker, der damaligen stellvertretenden Direktorin des Instituts, geleitet wurde. Mit Unterstützung der Lotto Stiftung Berlin und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) brachte der Workshop 24 Expert*innen aus 17 Ländern zusammen, die unter der Leitung von Oliver Gnad vom Bureau für Zeitgeschehen, Foresight Methodologie wie Szenario-Denken und strategische Vorausschau-Methoden anwendeten. Die Ergebnisse wurden in einer fiktiven Zeitung vom 21. Oktober 2025 veröffentlicht.
Wenn man diese Szenarien heute liest, erscheinen einige davon unheimlich bekannt. Der „Austritt der Vereinigten Staaten aus dem GATT“ mag zwar nicht in dieser Form eingetreten sein, aber die Zollpolitik aus Washington D.C. und erneute Skepsis gegenüber dem multilateralen Handel spiegeln die zugrunde liegende Logik wider. Unterdessen hat China die eigene militärische Präsenz auf den Nahen Osten ausgeweitet und der Cyberspace ist zu einer aktiven Front des geopolitischen Wettbewerbs geworden.
Das Gefühl der Unsicherheit, das die Vorhersagen von 2017 geprägt hat, kommt einem 2025 bekannt vor. Neun Monate nach Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump ist das transatlantische Verhältnis erneut von Turbulenzen geprägt. Streitigkeiten über NATO-Rüstungsausgaben, Sicherheitsgarantien und Zölle haben die Debatten über die strategische Autonomie Europas neu entfacht. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die erneute Instabilität im Nahen Osten und Chinas wachsendes Selbstbewusstsein tragen alle zu einer sich wandelnden Weltordnung bei.
Und doch müssen wir uns daran erinnern: Unsicherheit und Umbruch schaffen auch Chancen. Europas Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit hat sich im Bezug auf die Solidarität während der COVID-19-Pandemie, der Diversifizierung der Energieversorgung weg vom russischen Gas und der Welle der Unterstützung für die Ukraine gezeigt. Trotz politischer Reibungen bleibt das transatlantische Bündnis der Grundpfeiler der europäischen Sicherheit und der gemeinsamen demokratischen Werte.
Acht Jahre nach dem Workshop zeigt uns das Experiment des Aspen Institutes, inwiefern wir die Zukunft nicht nur selbst gestalten, sondern uns auch darauf vorbereiten können.
Unter diesem Link können Sie die fiktive Zeitung „The Aspen Insight“ lesen.

