Nachruf für Edzard Reuter
Mit großer Trauer haben wir vom Ableben unseres lieben Freundes und ehemaligen Vorstandsmitglieds Edzard Reuter erfahren. Als großer Unterstützer der Aspen-Mission, mit einem Geist für Einheit, Demokratie und europäische Werte, wird er von der Gemeinschaft von Aspen Deutschland sehr vermisst werden. Wir sprechen Helga und der Familie unser Beileid aus und werden diesen außergewöhnlichen Mann in guter Erinnerung behalten.
Als Sohn des berühmten Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin, Ernst Reuter, verbrachte er seine prägenden Jahre im Exil vor Nazi-Deutschland in Ankara, Türkei, vom siebten Lebensjahr bis ins frühe Erwachsenenalter. Diese Zeit in der Türkei hatte einen großen Einfluss auf sein Engagement für Offenheit und Verständnis und verdeutlichte ihm, wie wichtig es ist, anderen Kulturen und Ideen nicht nur offen gegenüberzustehen, sondern sie mit offenen Armen zu empfangen.
1947 kehrte er nach Deutschland zurück, nachdem er ein Jahr zuvor Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geworden war, um in Berlin und Göttingen Mathematik und theoretische Physik zu studieren, bevor er zum Studium der Rechtswissenschaften an die Freie Universität Berlin wechselte.
Obwohl er vor allem als Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG bekannt ist, liegen uns seine Beiträge zu den Aspen-Werten sehr am Herzen, da er zwei Jahrzehnte lang (1983-2003) dem Kuratorium angehörte, unter anderem als Vorsitzender.
Er lernte unseren Gründer, Shepard Stone, viele Jahre vor der Gründung von Aspen Berlin bei einer Veranstaltung mit seinem Vater kennen, als Stone als stellvertretender Direktor für öffentliche Angelegenheiten des neuen US-Hochkommissars John J. McCloy tätig war. Ihre Freundschaft wuchs über viele Jahre und gipfelte in ihrer Zusammenarbeit bei Aspen Berlin.
Zu Ehren seines Freundes gründete er die Shepard Stone Foundation, die Aspen Deutschland bis heute unterstützt.
Er war eine wichtige Figur in der Entwicklung Berlins sowohl während als auch nach dem Kalten Krieg. Er setzte sich für bürgerschaftliches Engagement ein und fungierte als Botschafter der Stadt. 1998 wurde er zum Ehrenbürger ernannt, 15 Jahre nachdem Shepard Stone die gleiche Ehre zuteil geworden war.
Nur wenige Menschen können sich als so gute Freunde von Aspen Deutschland bezeichnen wie Edzard Reuter. Während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit stand er dem Institut stets mit Rat und Tat zur Seite und war seit 2003 Ehrenmitglied des Vorstands. Seine Leidenschaft hat dazu beigetragen, unser Institut zu dem Ort des sinnvollen Dialogs und der Diskussion zu machen, der er heute ist.
Als echter Transatlantiker prägten die gemeinsamen Werte zwischen Deutschland, Europa und den Vereinigten Staaten seine Karriere. In diesem Sinne war Aspen Deutschland hocherfreut, Edzard Reuter vor einem Monat auf unserer Gala zum 50-jährigen Bestehen für seine Lebensleistung zu würdigen.
Ohne seine unerschütterliche Unterstützung ist es schwer vorstellbar, wie das Institut heute in der Position wäre, die es als stolze Denkfabrik und Tagungsplattform im Herzen Berlins einnimmt. Während wir ein wichtiges Mitglied unserer Gemeinschaft verloren haben, wird Reuters unerschütterliches Engagement für die Werte einer gerechten und offenen Gesellschaft zweifellos noch Jahrzehnte weiterleben.