
Social Media Influencer*innen und Content Creator nehmen in der heutigen Informationslandschaft eine herausragende Stellung als Meinungsführer*innen und Agenda-Setter ein. Sie sind nicht mehr nur für die Kommunikations- und Marketingstrategien von Unternehmen relevant, sondern gewinnen auch im politischen Informationsökosystem an Bedeutung. So teilen oder posten Influencer*innen und Content Creator politische Inhalte, geben Wahlempfehlungen oder agieren sogar im Namen von politischen Parteien.
Ihre Rolle beim Verbreiten von Inhalten wird immer wichtiger, da immer mehr Menschen, vor allem jüngere Altersgruppen, Informationen und Nachrichten (fast) ausschließlich über Social-Media-Plattformen konsumieren. In ihren jeweiligen Informationsökosystemen genießen Influencer*innen bei ihren Follower*innen eine hohe Glaubwürdigkeit. Darüber hinaus sind Influencer*innen in die Reihen von traditionellen Medienmacher*innen vorgedrungen, während die traditionellen Medien geschwächt sind und Journalist*innen in ihrer Arbeit in einigen Fällen eingeschränkt werden.
Gleichzeitig stellt die Verbreitung absichtlich falscher oder irreführender Informationen – Desinformation – eine ernstzunehmende Bedrohung für freie und demokratische Gesellschaften dar. Da zahlreiche Länder mit innenpolitischen Konflikten und demokratischen Rückschritten zu kämpfen haben, können sich die Bedrohungen faktenbasierter Informationsökosysteme exponentiell ausbreiten und den sozialen Zusammenhalt sowie den demokratischen Diskurs herausfordern. Dies gilt umso mehr in Zeiten von Konflikten und Kriegen. Insbesondere Mittel- und Osteuropa sind, neben vielen anderen Fällen, zu prominenten Schauplätzen für den Kampf um Online-Räume und strategische Informationsoperationen geworden.
Da Influencer*innen in den sozialen Medien bewusst oder unbewusst Desinformationskampagnen verstärken können, tragen sie als Meinungsführer*innen eine besondere Verantwortung bei der Bekämpfung von Desinformation. Sie können einen wesentlichen Beitrag zum Wissensaufbau und zur Entwicklung von angemessener Regulierung leisten, und damit auch zu einer besseren Informationsumgebung. In anderen Worten: Sie können mit einem Bewusstsein für ihre ethische und politische Verantwortung und ihren Einfluss handeln, die Aufmerksamkeit für Informationsmanipulationen stärken und so zur gesellschaftlichen Resilienz in Demokratien beitragen. Wie das Vorgängerprojekt „Engaging German Influencers Initiative“ von Aspen Deutschland gezeigt hat, erfordert die Bekämpfung von Desinformation eine akteursübergreifende Zusammenarbeit, die auch Influencer*innen einbezieht.
Vor diesem Hintergrund startet das Aspen Institut Deutschland das Projekt „Desinformation und die Rolle von Social Media Influencer*innen in Zeiten von Krisen, Konflikten und Kriegen“. Es bringt Social Media Influencer*innen und Content Creator aus Deutschland, Mittel- und Osteuropa mit weiteren Akteuren zusammen, um ihre Rolle in demokratischen Gesellschaften und in Zeiten von Konflikten zu diskutieren. Über ein Jahr hinweg wird eine ausgewählte, internationale Gruppe von Influencer*innen Erfahrungen austauschen, Wissenschaftler*innen, Expert*innen und Entscheidungsträger*innen treffen und über Mechanismen der Desinformation und deren Verbreitung über soziale Medien diskutieren, und wie man dagegen vorgehen kann. Durch digitale Workshops und persönliche Treffen soll das Projekt die Entwicklung eines nachhaltigen Netzwerks von europäischen Social Media Influencer*innen fördern. Dabei wird gewährleistet, dass die Teilnehmenden in der Bildung ihrer individuellen Meinung und Wahrnehmung eigenständig sind. Ziel ist es, die Medienkompetenz und Resilienz in den Ländern der Region sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken.
Die Ergebnisse werden in Form von politischen Empfehlungen schriftlich veröffentlicht.
Das Projekt wird durch das Auswärtige Amt gefördert. Wir danken dem Aspen Institute Central Europe, dem Aspen Institute Kyiv und dem Aspen Institute Romania für die Unterstützung.
Zur Ausschreibung (Call for Participants) – geschlossen
Aspen Deutschland lädt Social Media Influencer*innen und Content Creator ein, sich für eine Teilnahme am Projekt zu bewerben. Durch zwei Studienreisen nach Berlin und Prag und zwei digitale Workshops in 2023 haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, über ihre Verantwortung nachzudenken, voneinander zu lernen und über Desinformation und Hate Speech zu diskutieren.
Der Bewerbungsprozess ist beendet. Die Teilnehmenden werden informiert.